Gegeneinander (BSZ Grimma 2)

Ein Zeitreisebericht aus dem Beruflichen Schulzentrum Grimma vom 28. bis 29. September 2017

Eine Einheit ist Deutschland schon lange nicht mehr. Fakenews haben die Menschen in Deutschland verunsichert und in ihren Meinungen bestärkt. Da im Land zunehmend Antipathien vorherrschen, befindet es die Regierung erst für sicher, wenn jeder seinen Platz zum freien Leben hat.

Aus diesem Grund hat der neue Bundeskanzler und Udo Lindenbergs Nachfolger Til Schweiger dafür gesorgt, dass eine neue Grundverteilung des Landes gewährleistet ist. Magnetfelder trennen die Menschen nun voneinander und rund um die Regierung gibt es „Distrikte“, welche in einer Art Bienenwabe angeordnet sind. Die Menge dieser Distrikte ist durch die Vielzahl der verschiedenen Meinungen bestimmt. Gleichgesinnte leben in ihrem Distrikt sicher zusammen, da jegliche Aktivitäten überwacht werden. 

Wenn sich jemand im falschen Distrikt befindet, bemerkt man ihn mit der speziell für jeden Einwohner angefertigten Virtual-Reality-Brille und den von der Regierung im ganzen Land versteckten Kameras. Mit der Virtual-Reality-Brille können unsere Einwohner Verbrecher und Gesuchte erkennen und gegebenenfalls auch Informationen zu ihrem Aufenthalt an die Polizei weiterleiten. Somit unterstützt diese Brille indirekt auch die polizeiliche Arbeit. 

In diesem Land kommt körperlich niemand mehr zu Schaden, was zunächst positiv erscheinen mag. Allerdings konnte sich über die Jahre ein Cyberkrieg entwickeln, welcher alles andere als schön ist. Das Motto ist nun: „Der Staat stützt und schützt.“ Das bedeutet natürlich zum einen eine hohe Sicherheit durch die ständige Überwachung und zum anderen die Bereitstellung gleicher infrastruktureller Gegebenheiten und die Versorgung der einzelnen Distrikte.

Eine Szene, die sich im Jahr 2037 zugetragen hat…

  • Teilnehmer einer Satire-Show im Radio
  • Oprah 2.0 (US-amerikanische Talkshow-Moderatorin)
  • Til Schweiger (Bundeskanzler von Deutschland)
  • Eva Blond (Einwohnerin: Distrikt 88, Deutsch-Deutschland)
  • Fatima Mohamed (Einwohnerin: Distrikt Teppich-Ost)
  • Inge Langhans (Einwohnerin: Distrikt 69, Hanffraktion)

Oprah: (spricht mit einer Art Cowboyakzent) Good morning in the morning. Ich begrüße Euch herzlich zur Oprah-Show und möchte unsere heutigen Gäste aus Germany willkommen heißen. Einen kräftigen Applaus für den Bundeskanzler Til Schweiger und die drei Vertreterinnen ausgewählter Distrikte: Eva Blond, Fatima Mohammed und Inge Langhans. Vielleicht setzen Sie beide sich lieber mal auseinander, wir müssen ja nichts provozieren. 

(zeigt auf Eva und Fatima und lacht zum Publikum, alle setzen sich) So, Til Schweiger, ich habe von unseren Übersetzern gehört, dass Ihr Land keine Einheit mehr ist und dass es eine Stasi ´37 geben soll. Klingt ja alles nicht so berauschend, wenn man Ihre Nachrichten verfolgt. Ich hatte eigentlich vor, demnächst Urlaub in Deutschland zu machen, oder sollte ich lieber Distriktland sagen? Ist das überhaupt noch sicher?“ (sieht erschrocken zum Publikum, im Hintergrund wird eine gruselige Musik eingespielt, um die Zuschauer zu entertainen

Til Schweiger: (spricht wie Til Schweiger und ist sehr selbstsicher) Ja, also es ist so. Wir hatten nicht viele Möglichkeiten, um ein Zusammenleben zu ermöglichen und gleichzeitig einen Bürgerkrieg zu vermeiden. Wir haben uns für eine neue Grundverteilung des Landes entschieden und ich stehe auch zu dieser Entscheidung. Durch diese Neuverteilung können wir alle sicherer leben und das ausleben, was wir sind und wofür wir einstehen. So können wir als ein Deutschland zusammenleben. 

Urlauber aus anderen Ländern können mit Deutschlands privatisierten Flugzeugen reisen und in der einzigen und außerdem sehr sicheren Hotelkette „TS“ einen angenehmen Aufenthalt genießen. Sie bekommen dann ein Hotelarmband, um sich auszuweisen. Das klingt doch verlockend, oder nicht? 

(sieht fragend zu Eva, Fatima und Inge; die drei nicken ihm zu) Und durch unsere Virtual-Reality-Brillen erkennen wir auch die Urlauber im Land. Wie Sie sehen, haben wir diese heute auch zur Veranschaulichung mitgebracht. Mit diesen Brillen kam zwar auch der Cyberkrieg, aber als kleineres Übel haben wir diesen in Kauf genommen. Wir sind der festen Überzeugung, dass dieser auch noch bekämpft wird.

Oprah: (derselbe Akzent wie vorher) Okay, Herr Kanzler. Die ganze Situation klingt ja trotzdem etwas beängstigend. Was meinen die Zuschauer dazu? (sieht fragend zum Publikum

Dann frage ich jetzt mal Sie, Frau Langhans, wann komme ich denn in Ihr Distrikt. Wenn ich im Urlaub Liebe und Drogen zum Entspannen suche?

Inge Langhans: (spricht ganz langsam und wirkt berauscht) Sie können mich übrigens Inge nennen, ich bin da nicht so. Also, zu ihrer Frage. Auch wenn wir uns sehr gerne berauchen, äh, berauschen, müssen wir darauf achten, der Stasi ´37 nicht zu viel Stoff zu bieten. (lacht grunzend und freut sich über ihren versteckten Witz

Naja, also müssen wir uns wohl mit legalen Drogen zufriedengeben, wenn das für sie ausreichend ist, Oprah. Ansonsten kann mein Distrikt Ihnen mit einem starken Zusammenhalt und gaaaaaaanz viiiiel Liiiiiebe dienen. Und das sogar an jedem Ort im Distrikt und zu jeder Zeit.

Oprah: (immer noch derselbe Akzent) Das klingt ja sehr nach Woodstock. Ich glaube, dafür bin ich nicht offen genug. Aber es scheint ja super Ihre Erscheinung zu unterstreichen. 

Fatima, und bei ihnen kann ich dann Teppiche kaufen, wenn ich den Namen richtig interpretiere? Was kann ich denn für einen Urlaub bei Ihnen machen?

Fatima: (redet leise, fühlt sich außerdem eingeschüchtert von Eva) Ja, bei uns gibt es Teppiche, jedoch sind diese für unsere Gebete. Bei uns gehen die Männer arbeiten und die Frauen bleiben mit den Kindern zu Hause und sorgen für Ordnung. Also noch ganz traditionell, aber bald bin ich ja 18 und kann dann meinen Distrikt selber wählen.

Oprah: (mittlerweile nervender Akzent) Ach so ist das also, dabei wünsche ich Ihnen maximale Erfolge!

Eva, wie ich sehe, gibt es hier kleine Spannungen im Raum. Fühlen Sie sich etwas benachteiligt? Wie kann ich mir denn Ihren Distrikt vorstellen?

Eva: (sehr genervt, weil sie mit Fatima in einem Raum sitzt) Ich bin Eva Blond und komme aus dem Distrikt DD. Wenn Sie bei uns Urlaub machen wollen, dann lernen Sie das richtige, reine Deutschland kennen. Bei uns gibt es keine Ausländer oder andere Leute, wir sind alle rein deutsch. Wir lassen nur arische Menschen in unseren Distrikt, die aber deutsch sind. Distrikt DD. (sendet einen Gruß an ihre Verbündeten)

Oprah: (kein Kommentar mehr) Ich danke Euch allen, aber ich werde wohl nie Urlaub in Deutschland machen. Ihr seid doch alle crazy. (dreht sich zum Publikum und regt es zum Lachen an

Ich beende die heutige Show mit dem Fazit, statt Deutschland werde ich wohl lieber Afghanistan zu meinem nächsten Urlaubsort verkünden. (winkt zum Schluss und anschließend winken alle)

Es folgt das Fade-out der Show.