Der „Fip“ und die Emotiokinese

Ein Zeitreisebericht aus dem Julius-Motteler-Gymnasium Crimmitschau vom 20. bis 21. Juni 2018

In der Gesellschaft ist der Wohlstand relativ gleich verteilt, es gibt nur einzelne Superreiche und wenige Menschen, die vom Existenzminimum leben müssen. Trotz dieses gehobenen materiellen Wohlstands besteht eine große Kluft zwischen Bürgern und Politikern. Dies ist auf die massenweise Einführung des „Fips“ zurückzuführen, der es ermöglicht, die wahren Gefühle und Absichten der Menschen direkt zu übertragen. 

Aufgrund des geringen Wohlstandsgefälles sind die Bürger untereinander weniger neidisch aufeinander und es herrscht weniger Konkurrenz im Lebensalltag. Der Umgang miteinander ist in der Regel sehr freundlich. Diese Tendenz wird durch die „Emotiokinese“ – die direkte Übertragung der Gefühle – verstärkt. Die Politik nutzt wiederum den Fip, um im Wahlkampf über die Konkurrenzparteien herzuziehen, der politische Gegner wird jeweils aufs Übelste beschimpft. Das wiederum nervt die Bürger, die dieser negativen Energien überdrüssig sind und den politischen Betrieb satt haben.


Eine Szene, die sich im Jahr 2038 zugetragen hat…

(Wir befinden uns in einem Klassenzimmer, in dem Schüler und Lehrerin auf hohen Besuch warten. Andrea Merkel, die Nichte von Angela Merkel, hat sich angekündigt. Unter den Schülern befindet sich ein Hacker, der als solcher unerkannt bleibt. Die Schüler unterhalten sich.)

Lehrerin: Ich hab Deine Emotions gestern bekommen und ich kann verstehen, dass du wegen der 2 plus sehr enttäuscht bist. Wir reden später noch einmal drüber. (kurze Pause) Denn jetzt kommt die einzigartige Andrea Merkel!

(Alle freuen sich, außer Schüler 3, ein geheim agierender Hacker)

Andrea Merkel: Hallo, ich bin die Andrea und ihr könnt alle „Du“ zu mir sagen, wir sind doch alle gleich!

Schüler 1: Was hältst Du denn von der Politik Deiner Tante, die nun nach langer Zeit von Dir abgelöst wurde?

Andrea Merkel: Ich habe es geschafft, das Wohlstandsgefälle drastisch zu senken. Das hat meine Tante leider versäumt. Ich habe dafür gesorgt, dass die Bürger wieder in die Politik vertrauen und diese Bürgernähe unterscheidet mich doch ganz deutlich von meiner Tante!

(Schüler beginnen auffällig zu husten)

Schüler 2: Was hältst Du von dem neuen Fip?

Andrea Merkel: Ich und Andrea benutzen den Fip ständig und wir schicken uns gegenseitig und unseren Mitmenschen andauernd positive Emotions.

(Schüler 3, der Hacker, hackt die Fips und versendet gefälschte Emotions an die Schüler)

Schüler 4 zu Schüler 2: Hast du auch gerade diese schrecklichen Emotions bekommen?

(Alle Schüler zucken nun zusammen und es entsteht große Unruhe)

Schüler 4 (ruft laut): Du benutzt genauso wie die anderen Politiker die Emotions, um uns negativ zu beeinflussen!

Andrea Merkel: Mein Gott! Was ist denn mit Euch los. Ich habe doch gar nichts gemacht?!

Schüler 1: Du bist kein Deut besser als die Politiker vor Dir! Du bist genauso falsch wie die anderen!

Andrea Merkel: Also das muss ich mir nicht bieten lassen! So lass ich nicht mit mir reden! Es reicht!

(Andrea Merkel verlässt wütend den Klassenraum und knallt die Tür zu. Die Schüler sind noch aufgebracht wegen der schlechten Emotions. Bis auf einen – der Hacker lächelt in sich hinein und freut sich im Stillen über seine sehr erfolgreiche Manipulation des Fips.)