Ein Zeitreisebericht aus dem Julius-Motteler-Gymnasium Crimmitschau vom 4. bis 5. September 2018
Über 95 Prozent des Privatvermögens liegt in den Händen von weniger als 5 Prozent der Bevölkerung. Um den sozialen Frieden und ihre Macht zu sichern, handelt die Oberschicht – die auch die Politik bestimmt – mit Wahlcodes. Für einen Wahlcode erhalten die Ärmeren Gratisurlaub oder einen vorübergehenden Job. Bildung und Gesundheitsversorgung sind eine Frage des Geldes.
Eine Szene, die sich im Jahr 2038 zugetragen hat…
Szene 1: Am Frühstückstisch, Vater, Mutter und Kinder sitzen beisammen.
Radiostimme 1 im Nachrichtensprech: 4. März, es ist sehr bewölkt, wir erwarten Temperaturen bis zu 32 Grad. Gestern wurde wieder ein Vertreter der ärmeren Schicht zu Unrecht für 7 Jahre hinter Gitter gebracht. Sein Vergehen: Er hatte aus Protest gegen die steigende Ungerechtigkeit im Lande mehrere Luxusgüter mutwillig beschädigt.
Radiostimme 2 im Werbesprech: Dein Leben ist Dir zuwider und Du möchtest daran etwas ändern? Oder besser erst gar nicht in den Moloch absteigen? Dann melde Dich unter 0800363678 und verdien‘ Dir Deine Privilegien. Eine feste Anstellung? Zwei Wochen Gratisurlaub auf Mallorca? Mach Dich glücklich, hol Dir Deinen Wahlcode und stimme für die Soziale Arbeitsbeschaffungspartei (SAP)!
Vater: Ich mache das jetzt. Ich halt das so nicht mehr aus. Morgen geh ich dahin und dann wird alles besser!
Mutter: Man darf doch nicht alles glauben, was einem da aufgetischt wird. Wenn Du für die stimmst, wählst Du die reichen Bonzen und unterstützt die, die Dich ausbeuten. Du verkaufst dich!
Szene 2: Bewerbungsgespräch am nächsten Tag.
Vater: Schönen guten Tag! Bin ich hier richtig bei dem Genossen Schneider von der SAP?
Assistent von Schneider: Ja, da sind Sie richtig. Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?
Vater: Oh, mein Name ist Carsten Bartsch. Ich habe von Ihrer Anzeige im Radio gehört und bin deswegen hier. Ich dachte, ich bekomme hier einen Wahlcode von Ihnen und Sie besorgen mir eine Stelle, von der ich leben kann.
Assistent von Schneider: Gute Entscheidung!
Szene 3: Einen Monat später, zu Hause, Vater und Mutter auf dem Sofa.
Vater: Der Job ist totaler Mist. Ich maloche 12 Stunden und bin jedes Mal total fertig. Hab mich für 5 Jahre verpflichtet und darf nicht kündigen.
Mutter: Ich hab Dich gewarnt.
Vater: Dafür haben wir was Besseres zu Essen auf dem Tisch. Und immerhin regelmäßig Lohn. Und wenn wir sparen, können wir bald für ein paar Tage an die Ostsee. Mein Chef gibt sogar die Hälfte dazu.
Mutter: Jetzt fängt gleich das „Superquiz“ an!
Der Fernseher wird angemacht.