Miteinander (Reclam Leipzig)

Ein Zeitreisebericht aus dem Reclam-Gymnasium Leipzig vom 6. bis 7. November 2017

Im Jahr 2037 ist der Staat an einer umgreifenden Integration interessiert. Ein im Ohr der Bürger befindlicher Fließübersetzer, der Bilat, erleichtert die Kommunikation der Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern. Eine Science-Brille kommt in Schulen zum Einsatz. In den Schulen wird der bilinguale Unterricht gefördert, Englisch und Deutsch bleiben Pflichtfächer. 

Morgens werden wir durch einen schwebenden Wecker, genannt ‚Alma‘, geweckt – eine Musikbox mit Radiofunktion. Der Trend ist, zum Frühstück gemischtes Müsli zu essen, um die Kulturen besser zu vereinen. Die Schulen haben den Speiseplan umgestellt und es gibt mehrere Essensausgaben (koscher, veggie, halal, international, klassisch deutsche Küche).


Eine Szene, die sich im Jahr 2037 zugetragen hat…

Die Familie stellt sich vor… 

Aya: Bonjour, ich bin Aya. Ich komme aus Frankreich, meine Eltern stammen aus Marokko. Dank des Bilats habe ich sehr schnell Deutsch gelernt. Ich bin Mutter zweier wundervoller Kinder, Luca und Alex, und ich gehöre dem muslimischen Glauben an.

Nick: Schalom, ich bin Nick. Ich bin 46 Jahre alt. Ich wurde in Washington geboren und bin dort auch groß geworden. Meine Mutter kommt aus Jerusalem und mein Vater aus Deutschland. Sie sind beide vor meiner Geburt gemeinsam nach Amerika ausgewandert. Mit Ende zwanzig bin ich nach Marokko gezogen, um meinen Beruf als Ingenieur ausleben zu können. Dort habe ich meine Frau der Träume kennengelernt. Zwei Jahre später haben wir dann auch unsere große marokkanische Hochzeit gefeiert.

Luca: Hallo, ich bin Luca. Ich bin 16 Jahre alt und wurde dreisprachig erzogen. Ich bin in Deutschland geboren, ebenso wie meine Schwester Alex.

Alex: Hi, ich bin Alex, die kleine Schwester von Luca. Ich bin 12 Jahre alt. Ich wurde hier in Deutschland geboren und spreche fließend Deutsch, Französisch und Englisch. Ich habe für mich das Christentum entdeckt. Ich finde es sehr schön, dass in unserer Familie so viele Kulturen und Traditionen aufeinandertreffen.


Gespräch in der Küche zwischen Alex und Luca. Es ist Weihnachten. Während der Unterhaltung bedienen sie ein Hologramm. Sie scheinen etwas zu bestellen…

Luca: Was wünschst du dir eigentlich?

Alex: Kennst du schon den neusten ‚Alma-Wecker‘?

Luca: Ja, der ist echt cool.

Alex: Den wünsche ich mir.

Luca: Also, ich finde ja das ‚Hover-Auto‘ sehr genial.

Alex: Stimmt. Aber so ein ‚Hifi-Roboter‘ wäre auch nicht schlecht.

Luca: Da hast du Recht.

Aya sitzt am Computer, Baujahr 2012, und bestellt Essen. Nick ist bei ihr.

Aya: Nick, sag mal, was hältst du davon, wenn wir heute Challah essen?

Nick: Ja gern, und Kartoffelsalat und Würstchen können wir ja auch noch bestellen.

Aya: Okay!

Die Kinder kommen rein und sehen den Computer von Mama Aya.

Alex: Ach du heilige Sch…Was ist das denn?

Luca: Ah, Alex, das hatte ich in Geschichte. Das ist ein Computer.

Aya: Sehr richtig. Das ist mein geliebter Computer von 2012.

Nick: Ach ja, die guten alten Zeiten.

Aya: Kommt, wir setzen uns jetzt erst mal zusammen an den Tisch und lassen weihnachtliche Stimmung aufkommen.

Das Lied ‚Stille Nacht‘ wird vom Alma-Wecker eingespielt. Dann Türklingeln.

Luca: Ah, es hat geklingelt!

Alex: Das müssen die Geschenke sein! Wird ja mal Zeit. Wir hatten sie schon vor über einer Stunde bestellt!

Die beiden packen die Geschenke aus und freuen sich. Dann sitzen alle gemeinsam bei Tisch.

Luca: Wollen wir vielleicht heute in die Kirche gehen? Das gehört zu Weihnachten doch dazu.

Alex: Ja, das wäre sicherlich mal interessant.

Aya: Aber eigentlich gehört das nicht zur muslimischen Tradition.

Luca: Aber wenn wir jetzt schon so offen für alles sind, dann könnten wir das auch mal ausprobieren.

Nick: Na gut – dann auf geht’s! Und danach gibt’s leckeres Essen.